Nach einer Trennung oder Scheidung sind vor allem alleinerziehende Väter immer denselben Fragen und Vorurteilen ausgesetzt. Es gibt dabei einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, aber auch zwischen dem privaten und beruflichen Bereich. Alleinerziehenden Müttern wird häufig weit weniger Mitgefühl zuteil, sondern es werden ihnen sogar häufig die Schuld an Trennung oder Scheidung untergeschoben. Alleinerziehenden Vätern schlagen oft andere Vorurteile entgegen.
Ein alleinerziehender Vater wird gerne eher mit Mitgefühl belegt, da er durch gesellschaftliche Ansichten immer noch als sehr ungewöhnlich erachtet wird. Man merkt schon einen gewissen Zweifel, ob denn ein Mann überhaupt fähig sein kann, generell Kinder alleine zu erziehen. Dabei kamen diese Zweifel quer von allen Altersklassen und Geschlechtern.

Natürlich plagten mich auch Zweifel, jedoch war mir bewusst, dass ich mich dieser Aufgabe stellen wollte und konnte. Es gab in meinem Fall jedoch mehrere Vorteile, die mich dabei unterstützten. Größter Vorteil war der Verbleib in der gewohnten Umgebung, inklusive der Wohnung und dem direkten Umfeld. Die größte Schwierigkeit bestand eher darin, einen Ersatz für das bisherige Familienauto zu organisieren.
Vorurteile, die mich als alleinerziehender Mann betrafen, waren eigentlich meist Fragen, die erst im Nachhinein einen faden Beigeschmack hinterließen. Besonders schlimm sind manche Vertreterinnen des Neo-Feminismus, wobei hier oft generell Ablehnung gegenüber alleinerziehenden Vätern spürbar ist.
Die Liste des Schreckens
In der Folge möchte ich einmal die größten Vorurteile und Zweifel aufführen, die einem alleinerziehenden Vater entgegenschlagen können. Und natürlich ist diese Liste ein sehr subjektive. Es bedeutet natürlich nicht, dass jeder alleinerziehende Vater das Gleiche erfahren muss.
- »Bekommen Sie schon ausreichend Hilfe?« Bei einem Mann wirkt die Frage, als hätte er generell Hilfe nötig, während sich die gleiche Frage gegenüber einer Frau fast schon vorwurfsvoll klingt. Natürlich ist die gleiche Frage auf beruflicher oder ärztlicher Ebene oft einfach nur ein Hilfsangebot, das man auch als solches annehmen sollte. Dennoch bleibt hier trotz allem ein fader Beigeschmack.
- »Ein Vater/Mann kann niemals das bieten, was eine Mutter kann!« Ja, diese Phrase fällt sehr häufig, wenn man als Mann erklärt, dass man Alleinerziehender ist. Die Phrase kommt sehr häufig von älteren Menschen, da es früher gang und gäbe war, dass die Mutter hauptsächlich auch als Hausfrau bei den Kindern verbleiben musste. Dieses Bild hat sich Jahrzehntelang in die Gesellschaft geprägt. Auch gerne in der folgenden Variante:
- »Kinder benötigen doch ihre Mutter!« In dieser Variante ist hauptsächlich die emotionale Ebene gemeint. Den Vätern wird gerne ein zu autoritärer Erziehungsstil unterstellt, bis hin zur emotionalen Gleichgültigkeit. Gleichzeitig wird unterschwellig den Vätern abgesprochen, sich ebenso in die Gefühlslage der Kinder hineinzuversetzen. Genauso gilt diese Situation andersherum, wenn man ständig einer alleinerziehenden Mutter das Fehlen des Vaters aufzeigt.
- »Warum leben deine Kinder bei dir, nicht bei deiner Ex-Frau/ihrer Mutter?« ist wohl die am häufigsten mir gegenüber gestellten Frage. Eine alleinerziehende Frau würde diese Frage wohl eher seltener hören. Ob es wohnungstechnische, emotionale oder sonstige Gründe sind, die einen Verbleib beim Vater erklärt, darf man doch ständig eine Rechtfertigung für diesen Umstand geben.
- »Die Kinder tun mir ohne Mutter aber Leid.« Als würden es die Kinder nur mit dem Vater die Hölle durchleben. Nein, im Ernst: Natürlich wäre es optimal, wenn es in jeder getrennten oder geschiedenen Familie die Kinder sich zu gleichen Teilen bei Ihren Elten aufhalten können. Es fehlt oft ein Blick hinter die Fassade. Es wird Gründe geben, weshalb die Lebenssituation so ist, wie sie ist.
- »Respekt, als Mann ist das schon hart.« Warum? Hat es eine alleinerziehende Frau leichter? Ich denke nicht. Vor allem der finanzielle Aspekt macht es aufgrund der Gehaltsunterschiede der Geschlechter, es Frauen wesentlich schwerer, den Alltag zu meistern. Deswegen ist gerade bei einkommensschwachen Alleinerziehenden der Kindesunterhalt eine wichtige Unterstützung.
Gedanken
Ja, ich könnte die Liste wahrscheinlich deutlich erweitern und noch mehr Aussagen wiedergeben. Außer sich aktiv diesen Fragen und Vorurteilen zu stellen oder auch einmal gar nichts zu erwidern, bleibt einem leider nicht. Die Gesellschaft hat zwar bereits einige alternative Familienarten kennengelernt, was jedoch nicht bedeutet, dass diese durch sie auch akzeptiert oder gleichgestellt werden. Natürlich ist diese Liste aufgrund eigener Erfahrungen und Erlebnisse entstanden, und somit eher subjektiv.
Doch es gibt einen Punkt, der eben durch diese ganzen Aufzählungen missachtet werden. Bei all den Vorurteilen vermisst man die Tatsache, wie unterrepräsentiert der alleinerziehende Papa eigentlich ist. Ist in Politik und Gesellschaft die alleinerziehende Frau oftmals bei Themen wie Finanzen und Beruf als benachteiligt angesehen, werden die gleichen Probleme bei einem Mann eher vergessen. Sehr häufig mit der Begründung, dass dies eben nur eine Minderheit betrifft und trotz allem ein Mann durchschnittlich ein höheres Einkommen zur Verfügung hat. Durch diese Überzeugung, es handele sich nur um eine Minderheit, wird eben auch durch diese Vorurteile suggeriert, dass sie sowieso ganz andere Probleme haben.

Fazit
Nur durch eine höhere Sensibilisierung, dass auch Väter ohne Probleme den Großteil oder gar komplett alleine die Erziehung bewältigen können, wird das Verständnis ausgebaut und die Akzeptanz erhöht. Viele Vorurteile sind nicht unbedingt schlecht gemeint, dennoch werden sie als schlecht empfunden. Alleinerziehende Väter brauchen keine Sonderbehandlung. Sie sollten die gleichen Chancen und Unterstützungsmöglichkeiten haben wie alleinerziehende Mütter.